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Interview mit Elfriede Schüle

Elfriede Schüle

1. Liebe Elfriede, bitte erzähl uns, wie bist du nach Afrika gekommen und wie kamst du in die Demokratische Republik Kongo?

Ich bin von Beruf Kinderkrankenschwester. Meinen Urlaub verbrachte ich früher öfters in Afrika und nahm zwischendurch auch immer wieder unbezahlten Urlaub, um einen Hilfseinsatz für die bedürftigen Menschen in Afrika zu machen. Dass ich dann 2004 meine Zelte in Deutschland endgültig abbrach, um in die Demokratische Republik Kongo auszureisen, das würde ich Berufung nennen.

2. Wie kam es denn zum Kontakt mit BUWETU?

Ich arbeitete früher mit Anamed (Aktion Natürliche Medizin) zusammen. BUWETU unterstützte damals deren Projekte im Kasai. Während eines Heimataufenthaltes lud mich Hr. Klaus zu einer Vorstandssitzung nach Donzdorf zu einem gegenseitigen Kennenlernen ein und so entstand der Kontakt. Im Rahmen meiner Arbeit finanzierte BUWETU viele Gesundheitsprojekte im Kasai/Diözese Luebo, die ich betreute. Dabei lernte ich BUWETU immer mehr zu schätzen und konnte mich mit deren Philosophie total identifizieren. Ich freue mich sehr, dass ich inzwischen ganz mit BUWETU zusammenarbeiten darf.

3. Wie ist denn die Zusammenarbeit mit den Mitarbeitern vor Ort, akzeptiert man dich als alleinstehende, weiße Frau?

Es war wichtig zunächst Vertrauen aufzubauen und dann hat schon auch meine Kompetenz überzeugt. Inzwischen höre ich immer wieder das Kompliment: „Du bist eine richtige Kongolesin“, damit wird ausgedrückt: „Du bist eine von uns.“ Entwicklungsarbeit muss von den Menschen vor Ort kommen und in enger Zusammenarbeit mit ihnen geschehen, in Verbindung mit den dort vorhandenen Ressourcen. Ich kann unser engagiertes, tolles Team hier im Kongo unter Leitung von Abbé Mukuna Dieu Merci nur lobend erwähnen. Es ist eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe mit gegenseitiger Wertschätzung und das trägt dann auch dazu bei, dass die Durchführung der Projekte gelingt mit nachhaltiger Wirkung. Unser Motto: Hilfe zur Selbsthilfe an die jeweiligen Bedingungen vor Ort angepasst.

4. Kongo und Deutschland sind kulturell sehr unterschiedlich, wie erlebst du dies vor Ort?

Ich hatte da am Anfang ein einschlägiges Erlebnis. Es war bei meiner allerersten Reise in den Kasai. Wir saßen zusammen beim Mittagessen, ein typisch kongolesisches Essen mit Fufu, (Maisknödel) Pondu (Maniokblättergemüse) und geröstete Raupen, dazu noch Reis und Bohnen (so ähnlich wie Kidneybohnen). Zu meinem großen Erstaunen aßen die Kongolesen den Reis mit Bohnen und häuften noch Unmengen Zucker darauf. Zum Nachtisch wurden dann Orangen serviert und ich traute meinen Augen kaum, da wurde Salz darauf gestreut. Ich wagte dann tatsächlich zu sagen, dass es eigentlich normal wäre es umgekehrt zu essen, Bohnen, Reis mit Salz und Orangen mit Zucker. Ein älterer Priester schaute mich an und meinte nur: „Wer sagt, was normal ist und was nicht?“ Ups, das saß. Dieser Satz hat mich bis heute begleitet. Wie recht doch dieser Priester hatte.

5. Du durchlebst bestimmt auch Höhen und Tiefen im Rahmen deiner Arbeit. Erzähl uns konkret wie du dies wahrnimmst?

Es bekümmert mich zutiefst, wenn Menschen sterben, weil sie kein Geld für eine medizinische Behandlung bzw. für den Kauf von Medikamenten haben, wenn jede Hilfe zu spät kommt, weil es kein Krankenhaus in der Nähe gibt, wenn Kinder sehr schwer unterernährt sind. Ich bin frustriert, wenn ich Hygieneaufklärung mache und weiß, dass die Zuhörer keinen Zugang zu sauberem Wasser haben. Was in Deutschland so verständlich ist, ist im Kongo alles andere als selbstverständlich und bewegt mich sehr.

Umso mehr freue ich mich über jedes Projekt das wir realisieren konnten und in Zukunft noch durchführen werden, um die Rahmenbedingungen vor Ort zu verbessern.

Die Berufsschule die eine Zukunftsperspektive für die Jugendlichen gibt, die Landwirtschaft, die zur Ernährungssicherheit beiträgt, das im Bau befindende Gesundheitszentrum/Entbindungsstation, das eine adäquate medizinische Versorgung für die ganze Bevölkerung gewährleistet. Ich freue mich über jedes unterernährte Kind, das wohlgenährt und mit einem strahlenden Lächeln unser Ernährungsprogramm verlässt. Das alles lässt die Tiefen vergessen. Ganz besonders freue ich mich über die vielen treuen Unterstützer in Deutschland, die den Kongo, die Projekte und uns finanziell und im Gebet begleiten.

6. Welche Projekte möchtest du in Zukunft noch in Zusammenarbeit mit BUWETU realisieren? Was liegt dir besonders am Herzen?

Sauberes Wasser, Trinkwasser gehört zu einer guten Gesundheitsversorgung. Gerade das ist im Kasai ein großes Problem, es gibt keinen Zugang zu sauberem Wasser, die Folgen davon sind vermeidbare Krankheiten wie Durchfall, Typhus und Cholera. Die Bevölkerung wünscht sich so sehnlichst einen Brunnen und es wäre schön, wenn wir 2023 diesen Wunsch erfüllen könnten.

7. Hast du denn Zukunftspläne, wie lange bleibst du noch im Kongo?

Mein Vertrag ist für 3 Jahre und kann nochmals für 3 Jahre verlängert werden. Wie ich schon am Anfang sagte, sehe ich es als meine Berufung an hier zu arbeiten. Ich bin mir sicher, dass Gott es mir zeigt, wann die Zeit im Kongo zu Ende sein wird.

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